Was Christen Glauben

Grundsätze des christlichen Glaubens

Beziehung

„Papa, das Kannst Du doch sicher gebrauchen!“

Die Welt war für Lena und ihren Vater vor einem Jahr zusammengebrochen. Ein unachtsamer Lastwagenfahrer war bei Rot über die Ampel gefahren und hatte Mamas Fiat in voller Fahrt erwischt. Zwei Tage lang hatte sie im Krankenhaus um ihr Leben gerungen, dann kam die Ärztin aus der Intensivstation und schüttelte traurig den Kopf. Lena konnte sich nicht mehr erinnern, was danach geschehen war. Als sie zu sich kam, saß ihr Vater neben ihrem Bett und streichelte sie liebevoll. Er hatte Tränen in den Augen: „Du hast geschlafen, mein Engel, sehr lang!“

Ein ganzes Jahr war seitdem vergangen. Sven hatte versucht, das Leben mit seiner Tochter wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. Elf Jahre war sie jetzt alt, und der Verlust der Mutter hatte Spuren bei ihr hinterlassen. Sie war stiller und ernsthafter geworden. In der Schule blieben ihre Leistungen gut, aber die Unbeschwertheit war gewichen.

Jetzt begannen die Sommerferien. Normalerweise konnte er es sich als Freiberufler nicht leisten, länger als eine Woche Urlaub zu machen. Die Auftragslage war auch nicht gerade rosig – sie hatten den Gürtel in den letzten Monaten enger schnallen müssen. Aber Ende August wollte er zwei Wochen mit ihr ans Meer fahren – das hatte er sich fest vorgenommen. Er wollte Zeit mit seiner Tochter verbringen, neue Dinge unternehmen und wieder etwas Freude in ihr Leben bringen. Das war es ihm wert.

Lena war nicht entgangen, dass das Geld zu Hause etwas knapp geworden war. Sie wusste nicht warum, aber an kleinen Dingen erkannte sie, dass Papa sich Sorgen machte. Einmal blickte er an der Supermarktkasse etwas verwundert in sein Portemonnaie und legte drei Tüten Gummibärchen zurück. Sie hatte nachts im Bett lange darüber nachgedacht und sich ihren Reim darauf gemacht. Schließlich war sie zu dem Entschluss gekommen: „Ich will Papa helfen!“

Sie konnte sehr gut stricken und hatte beim letzten Schulfest einen Schal und zwei Paar Kinderhandschuhe auf dem Basar verkauft. Bei Eltern ihrer Schulkameraden und einigen älteren Damen in der Nachbarschaft hatte sich das herumgesprochen: Alle bewunderten Lenas Strickarbeit, und einige hatten sogar nachgefragt, ob sie bei ihr ein paar Dinge „in Auftrag“ geben könnten – gegen Bezahlung, versteht sich!

Lena dachte sich: „Damit kann ich Papa helfen! Ich stricke Schals und Handschuhe und verkaufe sie.“ – Sie könnte auch Botengänge und andere einfache Arbeiten gegen ein kleines Entgelt verrichten. Aber das musste natürlich ein Geheimnis bleiben, damit sie ihren Vater mit einem Zusatzverdienst überraschen konnte

Sven wunderte sich, warum seine Lena am Anfang der Ferien so oft alleine in ihrem Zimmer saß und nicht gestört werden wollte. Oder warum sie so oft unterwegs „bei Freundinnen“ oder in der Nachbarschaft war. Er hatte ihr von seinem Urlaubsplan erzählt und war etwas verwundert, als sie ihn daraufhin nur verlegen stehen ließ und wieder zurück in ihr Zimmer huschte.

Lena tat es auch irgendwie leid, aber sie hatte sich ja vorgenommen, Papa mit Geld zu helfen, und das war jetzt wichtiger als die Ferien. Sie musste noch die Handschuhe für Frau Grote fertigbekommen.

Am letzten Arbeitstag vor dem Urlaub kam Sven nach Hause und wurde von Lena mit einem breiten Lächeln empfangen. In der Hand hielt sie eine kleine Bonbondose, die sie ihm entgegenstreckte: „Hier Papa, für Dich!“ – Verwundert stellte er seine Tasche ab und nahm die Dose. Behutsam öffnete er sie und blickte auf drei Fünfzig-Euro-Scheine. „Whow!“ sagte er, „aber wofür….?“ – „Papa, das habe ich für uns verdient! Das kannst du doch sicher gebrauchen!“

Sven hatte Tränen in den Augen. Natürlich freute er sich über Lenas guten Willen und ihre Anstrengung, aber trotzdem war er irgendwie traurig. Er nahm sie fest in die Arme und sagte: „Ach Lena, das ist so lieb von Dir. Du möchtest es mir etwas leichter machen, nicht wahr?“ – Sie nickte und kuschelte sich an ihn. „Ich freue mich sehr darüber! Aber noch mehr freue ich mich über die Zeit, die wir jetzt gemeinsam am Meer verbringen. Du bist mir viel mehr wert als als ein bisschen mehr oder weniger Geld!“

Lena kamen auch die Tränen: „Okay, Papa, lass uns direkt morgen Abend etwas unternehmen!“ sagte sie, und Sven nickte lächelnd.

Wie Jesus Menschen Begegnet

In der Bibel gibt es viele Stellen, die darauf hinweisen, wie wichtig Gott die Beziehung zu uns ist. Beziehung ist ihm eine Herzenssache, und schon im Alten Testament sagt Gott, worauf es ihm ankommt: In Jeremia 31,3 lesen wir, wie Gott liebevoll zu seinem auserwählten Volk Israel spricht: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“

Im neuen Testament sehen wir Jesus, den Sohn Gottes, der mit seinen 12 Jüngern in enger Gemeinschaft lebte. Er lehrte sie, liebte sie, schüttelte manchmal den Kopf über ihre Begriffsstutzigkeit – alles Zeichen einer Beziehung!

Auch in der Begegnung mit anderen Menschen ist es bemerkenswert, wie sehr Jesus den einzelnen Menschen ansieht und durch Gespräche Begegnung schafft und Beziehung aufbaut. Gerade hilfsbedürftige und gebrochene Menschen fanden immer ein offenes Ohr und Hilfe bei Jesus. Und mehr als das: Er vergab Sünden, heilte Krankheiten und sprach klare Worte, die den Menschen halfen, wieder zurecht zu kommen.

Jesus schreckte auch nicht davor zurück, die damaligen religiösen und kulturellen Grenzen in Frage zu stellen. Einmal ist er bei einem angesehenen Pharisäer, also einem Geistlichen, zu Gast. Dort entwickelt sich unversehens eine überaus peinliche Situation: eine stadtbekannte „Sünderin“ – offenbar Prostituierte oder Ehebrecherin – schleicht sich in das Haus. Sie salbt Jesu‘ Füße mit Öl, weint und trocknet seine Füße mit ihren Haaren (die übrigens nach damaligen Maßstäben bei anständigen Frauen unter einer Kopfbedeckung zu verschwinden hatten!). Für die Pharisäer ist die ganze Situation eine einzige Peinlichkeit. Wenn Jesus ein von Gott gesandter Prophet wäre, würde er sich niemals von dieser Frau berühren lassen und seinen guten Ruf damit gefährden! – Aber was geschieht? Jesus lobt die Frau für ihre Liebe und vergibt ihr ihre Sünden!

Jesus hat keine Berührungsängste, egal wie verkorkst und kaputt unser Leben ist und egal, welche schockierenden Taten wir begangen haben mögen. Er möchte eine enge Beziehung zu uns, uns vergeben und „auf Tuchfühlung“ mit uns gehen. Nachzulesen ist diese denkwürdige Geschichte im Lukasevangelium, Kapitel 7, Verse 36-50.

Beziehung statt Religion

Manche Menschen glauben, ein Kontakt mit Gott oder dem Göttlichen sei durch gute Taten, spirituelle Übungen und rituelle Handlungen herstellbar. Ähnlich wie die elfjährige Lena versuchen sie, sich die Zuneigung Gottes zu verdienen, indem sie „die zehn Gebote halten“, einen moralischen Lebenswandel führen. Oder sie führen spirituelle Übungen aus, um Gott in der Natur oder ihrer eigenen Lebensenergie zu begegnen.

Allem gemeinsam ist die Vorstellung, man könne Gott durch eigenes Handeln gewogen stimmen und ihm durch Leistung Zuwendung abringen. „Religion“ im negativen Sinne bedeutet: Tu dies oder jenes, damit Du in den Himmel kommst. Und lass Dich ja nicht bei etwas anderem erwischen!

Tatsächlich ist diese Art der „Religion“ das Gegenteil von Glauben, wie ihn die Bibel meint. Dort ist von einem rettenden Glauben die Rede, der Kraft hat, unsere Fehler und Sünden zu vergeben, uns neu zu machen. Dieser Glaube führt uns in eine lebendige Beziehung zu Gott durch Jesus Christus.

„Religion“ bedeutet, aus eigener Kraft und Anstrengung zu versuchen, zu Gott zu kommen und sich seine Zuwendung, den Himmel, das Paradies oder das Nirwana zu verdienen oder zu erarbeiten. „Religiöse“ Menschen sind bemüht, das Richtige zu tun und durch das Einhalten von Regeln Gottes Wohlwollen zu erwirken. Sie glauben, sich selber verbessern und dadurch erlösen zu können. Doch sie erreichen dabei nicht viel mehr als ein Steuerzahler beim Finanzamt: Er zahlt brav seine Steuern. Vielleicht erhält er sogar eine Steuerrückzahlung, aber eine persönliche Beziehung zum Finanzminister hat er dadurch noch lange nicht.

Die kleine Lena hatte sich vorgenommen, etwas Gutes für ihren Vater zu tun – und verstand doch nicht, dass es ihm viel wichtiger war, Zeit mit ihr zu verbringen. Sie versuchte, ihn durch ihren „Beitrag“ zum Familieneinkommen glücklich zu machen, übersah dabei aber, was er eigentlich wollte: sie als sein geliebtes Kind annehmen, ihr Zeit und Aufmerksamkeit schenken, mit ihr in vertrauter Beziehung leben.

Gott ist wie ein guter Vater im Himmel. Er möchte eine Beziehung zu uns haben und uns beschenken. Möglich wird das, wenn wir persönlich in unserem Herzen annehmen, dass Jesus stellvertretend für uns gestorben ist und dadurch unsere Schuld bereinigt hat, die uns von Gott trennt.

Das passiert nicht einfach so aus dem Blauen heraus – und auch nicht durch eine rituelle Handlung wie Taufe, Kommunion, Konfirmation oder einen Gottesdienstbesuch. Es geschieht durch die Annahme Jesu Christi als den persönlichen Herrn und Retter.

Die Bibel drückt es in Johannes 1, 12 so simpel aus: „All denen jedoch, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.“

Im 2. Korintherbrief 5, 19 lesen wir „Ja, in ´der Person von` Christus hat Gott die Welt mit sich versöhnt, sodass er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnet; und uns hat er die Aufgabe anvertraut, diese Versöhnungsbotschaft zu verkünden.“

Vergebung, Versöhnung, Beziehung: Das alles ist Gottes Idee. Er hat alles getan, was wir brauchen. Wir müssen nur noch „Ja“ sagen. Dann wird das wahr, was in der Bibel an vielen Stellen zu finden ist: Wir sind Gottes „geliebte Kinder“!

Diese Beziehung endet auch nicht mit dem Tod. Jesus sagt in Johannes 11, 25: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“ – Das gilt auch heute für uns!

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